Rabmer bei der Podiumsdiskussion „Wasser bald wertvoller als Öl?“
Wasser könnte bald wertvoller sein als Öl – zumindest in einigen Regionen der Welt. Österreich hat grundsätzlich genügend Reserven, aber die regionale Verfügbarkeit und vor allem der Verbrauch von Warmwasser ist kritisch zu hinterfragen, währenddessen man sich um die Sicherung der Wasserrechte nicht sorgen braucht. Das waren einige der wesentlichen Erkenntnisse einer Experten-diskussion in Wien, zu der das Internationalen Forum für Wirtschaftskommunikation (IFWK) einlud: Ulrike Rabmer-Koller, CEO der Rabmer-Gruppe, und Otto Roiss, Geschäftsführer der Bauer Group, diskutierten unter der Leitung des Wissenschafts-journalisten Martin Kugler (Universum Magazin, Die Presse) mit Univ.-Prof. Jörg Krampe von der TU Wien sowie dem Geschäftsführer der Vöslauer Mineralwasser GmbH, Herbert Schlossnikl. Die Runde stimmte mit IFWK-Gründer Rudolf J. Melzer überein, dass technologische Neuerungen in der Wassernutzung bzw. Abwasser-aufbereitung künftig verstärkt genützt werden sollten.
Zwei Milliarden Menschen weltweit müssen mit Trinkwasser leben, das mit Fäkalien verschmutzt und damit massiv gesundheitsgefährdend ist. Die Hälfte der Menschheit wird 2025 in Regionen mit „Wasserstress“ leben – also mit teils akuter Wasserknappheit. Hauptbetroffen sind Länder in Afrika, dem Nahen Osten oder auch China und Indien. Mit diesen alarmierenden Zahlen zeigte Wissenschaftsredakteur Martin Kugler auf, wie privilegiert Österreich (noch) in Sachen Wasserversorgung dasteht.
Qualität und Verteilung als Herausforderung
Bereits bei der Frage, ob Wasser denn nun wirklich schon Mangelware sei, schieden sich am Podium die Geister. „Wasser ist definitiv nicht knapp. – Gerade in unserem Land haben wir ausreichend davon, und laut einer Studie des ÖVGW und BMNT sind die zu erwartenden Folgen des Klimawandels für den Wasserkreislauf aus heutiger Sicht für die Wasserwirtschaft in Österreich bewältigbar“, stellte Professor Jörg Krampe, Leiter des Instituts für Wassergüte und Ressourcenmanagement der TU Wien klar. Auch die Qualität sei hervorragend, da Österreich sein Trinkwasser zu 100% aus Grundwasserreserven gewinnen könne.
Die Menschen hierzulande würden nur 1% der jährlich verfügbaren Wassermenge tatsächlich nützen. Sehr wohl gebe es jedoch in anderen Teilen der Welt ein massives Verteilungs- und auch Qualitätsproblem, so Krampe. Als große Herausforderungen in unseren Breiten sieht der Experte künftig die Mikroplastikbelastung, organische Spurenstoffe durch Medikamente in Abwässern sowie Antibiotikaresistenzen im Wasser.
Wasser vielfach ein Politikum
„Es gibt genug Wasser auf dieser Welt“, bestätigte auch Otto Roiss, Geschäftsführer der Bauer Group, die weltweit mit nachhaltiger Beregnungstechnologie sowie Systemen für Waste-Water-Management aktiv ist. Die Herausforderung liege darin, Wasser in der richtigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort verfügbar zu haben, so Roiss. „Während viele Regionen und West- und Nordeuropa einen Wasserüberfluss verzeichnen, haben kontinentale Regionen in Asien oder im Mittleren Osten viel zu wenig davon; und wenn, dann in schlechter Qualität. Flüsse und Grundwasserquellen werden durch übermäßige Entnahme aus dem Gleichgewicht gebracht – oft bedrohen auch politische Konflikte die Ressourcen. Im Nahen Osten ist Öl tatsächlich billiger als Wasser“, schildert Roiss die unterschiedlichen Bedingungen. 90% des Wassers werden in der Landwirtschaft verbraucht, und das zum Teil mit veralteten Methoden wie Flutungsbewässerung, die ein Mehrfaches des tatsächlichen Bedarfes verbrauchen. „Bei moderner mechanischer Beregnung können 50% des Wassers – teilweise noch weit mehr – eingespart werden“, betont Roiss.
Bauliche Maßnahmen oft sinnvoll
Die Unternehmerin Ulrike Rabmer-Koller, CEO der Rabmer-Gruppe, sieht sehr wohl auch in unseren Breiten die Gefahr von Wassermangel zunehmen. Der Klimawandel werde auch in Europa und den USA zur großen Herausforderung: „Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben der Landwirtschaft etwa in Teilen Ober- und Niederösterreichs stark zugesetzt, was künftig zu einem gesteigerten Bedarf an Bewässerungskapazitäten führen wird. Dazu kommt, dass im städtischen Bereich immer mehr Wasser verbraucht wird. Schon jetzt ist in einzelnen Regionen Wasser knapp, die Verfügbarkeit muss durch aufwändige Investitionen in Leitungssysteme gesichert werden“, zeigt sie die Entwicklung auf und appelliert dafür, bewusst mit der Ressource Wasser umzugehen und auf technischer Ebene gegenzusteuern: Etwa, indem in großem Ausmaß bestehende Wasserleitungen saniert werden, um durch Lecks verursachte Wasserverlusten entgegenzuwirken oder, dass in privaten Haushalten beim Duschen Wasser und Energie für die Warmwasseraufbereitung eingespart wird. Die Unternehmerin plädiert auch dafür, intensiver über zwei getrennte Wasserkreisläufe (Trink- und Nutzwasser) nachzudenken und Speichersysteme für Regenwasser wie z.B. Rigolen in der Parkplatzbewirtschaftung zu forcieren.
„Ausverkauf des Wassers in Österreich keine Gefahr“
Die Landwirtschaft nutzt am meisten Wasser – das höchste Qualitätsbewusstsein haben aber die Konsumentinnen und Konsumenten von Mineralwässern. Die Hochphase der Exportwässer aus anderen Ländern sei zu Ende, konstatiert Herbert Schlossnikl, Geschäftsführer der Vöslauer Mineralwasser GmbH, für seine Branche. Und er ortet einen deutlichen Trend zurück zur Glasflasche: „Wir haben die Mehrweg-Glasflasche vor einigen Jahren neu aufgelegt und stellen stark steigende Nachfrage fest. Unsere zweite Schiene ist die PET-Flasche aus 100% Recyclingmaterial, die deutlich leichter und vor allem unzerbrechlich ist. Neuen Studien zufolge ist diese PET-Flasche sogar umweltverträglicher als die Glasflasche.“
Sensibilität bei „wasserintensiven“ Produkten gefordert
Die politische Gefahr des Ausverkaufs von Wasser in Österreich sieht Schlossnikl nicht. „Durch den Wasserrechtskonsens, der Landessache ist, bestehen klare Rahmenbedingungen – auch für die Mineralwassergewinnung. Die Quellen müssen geschützt werden, es darf nur so viel Wasser entnommen werden, wie auch wieder nachkommt, und die Interessen anderer Nutzer dürfen nicht beeinträchtigt werden.“
Derart klare Regelungen gebe es in vielen Regionen der Welt nicht wie zum Beispiel in Zentralafrika und dem Mittleren Osten, merkte Otto Roiss kritisch an.
Übereinstimmung herrschte bei den Podiumsdiskutanten darin, dass das Bewusstsein für den Stellenwert gesunden Trinkwassers gestiegen sei. Weniger klar sei den Menschen, dass es auch wichtig sei, die Ressourcen rundherum zu schonen. So sei die Produktion von Fleisch oder auch Jeans extrem wasserintensiv, sagte Wasserexperte Krampe von der TU Wien. Hier gebe es viele Möglichkeiten, gegenzusteuern.
An der regen Publikumsdiskussion am Hopfenboden der Ottakringer Brauerei beteiligten sich unter anderem: Lenzing-Direktorin Waltraud Kaserer, Wirtschaftstreuhänder Richard Kohlhauser, ORF-Wirtschaftsredakteurin Katinka Nowotny, TU-Professor Helmut Kroiss, Esteé Lauder Managerin Marion Pelzel, Christine Perkonigg, Corporate Communication Manager der Bacher Systems EDV GmbH, ROMA-Marketingleiter Roland Bürger, sowie die IFWK-Gründungsmitglieder Peter Muzik, Walter Weihs und Klaus Schmid.
Bilder und Text bereitgestellt vom Internationalen Forum für Wirtschaftskommunikation.
Melzer, Schlossnikl, Rabmer, Roiss, Krampe